Dietrich Bonhoeffer ist der Namensgeber unserer Schule. Er setzte sich bis zu seinem Tod für das friedliche Zusammenleben und für Menschen ein, die unter Unrecht litten.
1906 wurde er als das sechste von acht Kindern geboren. Seine Mutter Paula war lebhaft, kontaktfreudig und fantasievoll. Über kleine Streiche ihrer Kinder konnte sie hinwegsehen, aber Rücksichtslosigkeit und Lieblosigkeit gegenüber anderen duldete sie nicht. Sein Vater Karl war zurückhaltend und sehr kritisch gegenüber jeder Art von Überheblichkeit. Einfachheit und Klarheit waren ihm oberstes Gebot. Dietrich Bonhoeffer hat später oft betont, welch positive Wirkungen dies auf seinen Lebensweg hatte.
Die Eltern verlangten zwar Rücksichtnahme von ihren Kindern, gleichzeitig gaben sie ihnen jedoch viel Freiheit. Sie bemühten sich, jedes Kind nach seinen eigenen Interessen zu fördern. Dietrich entschied sich, nach seinem Abitur mit 17 Jahren, Theologie zu studieren und Pfarrer zu werden. Nach seiner ersten Staatsprüfung ging er als Vikar in die deutsche Gemeinde nach Barcelona – für den dortigen Pfarrer wohl eine etwas schwierige Situation, da der gemütliche Betrieb in der Gemeinde plötzlich aus der Ruhe gebracht wurde. Bonhoeffer regte neue Arbeitsformen in der Gemeinde an und belebte die alten. Wenn er Gottesdienst oder Kindergottesdienst hielt, war die Kirche voll.
Nach seinem Zweiten Theologischen Examen erlebte er in New York im Stadtteil Harlem die dortigen Zustände in der schwarzen Gemeinde. Zurück in Deutschland übernahm er eine Konfirmandengruppe aus einem sozialen und politischen Brennpunkt. Der zuständige Pfarrer war mit diesen Kindern nicht zurechtgekommen. Bonhoeffer ließ die Konfirmanden zunächst toben, dann stellte er sich wortlos vor sie an die Wand und begann leise, sehr leise von den schwarzen Jungen in Harlem zu erzählen. Die Konfirmanden konnten nicht anders als zuhören und waren bald fasziniert. Allmählich bekam Bonhoeffer engen Kontakt zu diesen in bedrückenden Verhältnissen lebenden Jungen. Er kümmerte sich persönlich um sie.
1933, mit dem Jahr der Machtergreifung Hitlers, gab es einschneidende Veränderungen. Dietrich Bonhoeffer befand sich in der kirchlichen Opposition. Er wies in einem Vortrag auf die Pflicht der Kirche hin, den Staat immer wieder danach zu fragen, ob sein Handeln Recht und Ordnung und nicht Rechtlosigkeit und Unordnung schaffe. Nach einer Zeit in London und Dänemark plante Bonhoeffer, sich mit Mahatma Gandhi in Indien treffen, um von ihm etwas über friedlichen Widerstand zu lernen. Die Bekennende Kirche bat ihn jedoch, nach Deutschland zurück zu kehren und sie zu unterstützen. Für die Mitglieder der Bekennenden Kirche wurde ihre kritische Haltung gegenüber dem Staat immer gefährlicher, besonders, wenn sie sich zu ihrer Meinung bekannten. Viele kamen ins Gefängnis oder kamen im Kriegseinsatz um.
Obwohl Bonhoeffer wusste, dass es für ihn sehr gefährlich war, ging er nicht nach Amerika, wo er auch hätte arbeiten können, sondern engagierte sich nun auch im politischen Widerstand. Er war in engem Kontakt zu anderen Widerstandskämpfern, zum Beispiel zu Hans von Dohnanyi, dem Ehemann seiner Schwester. Dieser war an dem Attentatsversuch auf Hitler beteiligt. 1943 wurde die Arbeit der Widerstandskämpfer entdeckt, Bonhoeffer, Dohnanyi und seine Frau wurden verhaftet.
Die erste Zeit im Gefängnis war sehr hart für ihn. Später halfen ihm heimlich Wärter, seine Situation zu verbessern. In dem Buch „Widerstand und Ergebung – Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft“ begegnet man in Bonhoeffer einem Menschen, der ganz für seine Überzeugung eingetreten ist, obwohl er wusste, dass er sein Leben riskierte. Er erlebte schwere Momente der Verzweiflung und der Angst. Die Briefe seiner Verlobten und seiner Familie und sein Glaube gaben ihm immer wieder aufs Neue innere Stärke. Sein vorletzter Brief vor seiner Hinrichtung im April 1945 enthielt das Gedicht, das heute in vielen Sprachen gesungen und gebetet wird:
„Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“